Geht es um Pokerweisheiten, ist Mike Caro genau der richtige Gesprächspartner. Vor vielen Jahren sagte Caro einmal: „Meistens ist die Aggressivität beim Poker kein Fehler, sollte es dennoch mal einer sein, ist es kein großer Fehler“. Diese Aussage wurde schon mehrfach zitiert und analysiert und sagt sehr viel über die Essenz von Poker aus. Bei der Pokerstrategie ist die Aussage eine sehr wichtige Weisheit. Mit der Aggressivität öffnet man sich zwei Gewinnmöglichkeiten, mit der ersten bringt man den Gegner dazu, eine bessere Hand wie die eigene zu folden und mit der zweiten gewinnt man mehr, wenn man die bessere Hand hält und dabei bezahlt wird.
Keinerlei Potkontrolle haben Checks und Calls, diese gewinnen auch nur mit der besseren Hand. Es gibt noch weitere Gründe, diese haben mit Geld zu tun, um welches noch gar nicht gespielt wurde, dem „zukünftigem Profit“. Elemente, dieser potenziellen Einkünfte sind meist psychologischer Natur. Um spezielle strategische Spielzüge einzelner Hände geht es nicht, es geht um das „Metagame“, wie es Dan Harrington bezeichnet, gemeint damit sind Spielelemente, welche das Spiel und die Spieler charakterisieren. Das Prinzip „Metagame“ ist sehr wichtig und er hat sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt.
Um die Rolle Aggressivität im Metagame zu erklären, muss man in die Medizin gehen, denn die Aggressivität hat sehr viel mit dem Hormon Testosteron zu tun. Dieses Hormon hat sehr viel Einfluss auf die Psyche und das Selbstvertrauen. Die Erfahrungswerte spielen auch eine große Rolle. Testosteron wird in den männlichen Geschlechtsorganen und in geringem Maße in den Eierstöcken der Frau produziert. Testosteron hat großen Einfluss auf das Muskelwachstum, den Körperbau, sexuelle Erregung und die Knochenstabilität. Testosteron beeinflusst die Wachsamkeit und unter gewissen Bedingungen steigert es auch die Aggressivität.
Es geht die Theorie um, dass zwischen dem Testosteron Level und der Poker Aggressivität ein Zusammenhang besteht. Im Prinzip kann das schon sein, aber wissenschaftliche Studien gibt es noch keine darüber. Im Folgenden wird eine Studie erläutert, welche für Pokerspieler sehr nützlich sein kann. Für diese Studie wählten die Wissenschaftler einen sehr jungen Affen aus, dieser hatte einen sehr niedrigen Testosteron Level und in der Hierarchie war er recht weit unten vertreten. Wir nennen ihn hier Muk. Es kam immer wieder vor, dass die aggressiveren Männchen im Rudel ihn verhauen haben. Forscher schnappten sich das Männchen, welches in der Hierarchie direkt über Muk war und haben ihn ruhig gestellt. Kurz danach gewann Muk das erste Mal einen Kampf und stieg in der Hierarchiepyramide auf den Platz seines Gegners. Dies war der Anfang des Experiments, mit der Zeit kletterte Muk immer weiter nach oben in der Hierarchie. Mit dem nach oben steigen ging es Muk immer besser und der Testosteron Level stieg weiter nach oben, er nahm an Gewicht zu und wurde immer selbstbewusster. Die Männchen, die ihn anfangs eingeschüchtert haben, hatten nun Angst vor ihm. Das Testosteron ist nicht immer konstant gleich, der Level kann manipuliert werden und durch Erfahrungen ändert er sich.
So, zurück zum Poker. Jeder weiß, dass wenn man besser spielt, man auch mehr gewinnt. Was aber auch zutrifft, gewinnt man, spielt man auch besser. Die Hormonwerte steigen, wenn man ein paar Pots nacheinander holt. Das Selbstvertrauen steigt wenn man seinen Stack aufbaut. Je mehr Gegner von einem Tisch gehen, umso aggressiver spielt man. Die Gegner spüren, dass man sich stark und sicher fühlt. Hat man ein gutes Selbstwertgefühl und vertraut seinen eigenen Fähigkeiten, hat man an einem Tisch schon einen psychologischen Vorteil gegenüber den Gegnern. Voraussetzung für die Aggressivität ist das Selbstvertrauen. Die Aggressivität ermöglicht sofortige Gewinne und die Kräfteverhältnisse im Metagame werden verändert, dass hat man am dem Beispiel mit dem Affen Muk gesehen. Das Selbstbild gestaltet immer positiver, wir fühlen uns bestätigt und fühlen uns immer mehr wie ein Alpha Männchen. Eine Serie von Misserfolgen kann uns zum schwanken bringen und wir steigen in der Tischhierarchie ab und jeder der am Tisch erkennt wie schwach man ist, wird auf einen „einprügeln“.
Dieser Zusammenhang blieb nicht unentdeckt und viele Firmen vertreiben mittlerweile Produkte für Pokerspieler, welche den Testosteron Level nach oben bringen soll. Offizieller WSOP-Sponsor wurde sogar Gamma Labs, dies ist ein Hersteller eines Produktes, welches überwiegend aus Granatapfel und Reiskleie besteht. Dieses Produkt gilt als Nahrungsergänzungsmittel und wird daher nicht weiter von der amerikanischen Gesundheitsbehörde untersucht. Zuviel Testosteron ist ein Auslöser von unangemessener Aggressivität. Laut Caro ist es ja nicht so schlimm, da ja zu viel Aggressivität selten ein Fehler ist.
Du musst eingeloggt sein um einen Kommentar zu schreiben.