Wenn Sie Texas Hold’em spielen, werden Sie sich von Zeit zu Zeit während dem Spiel in Situationen wiederfinden, dass ein Mitspieler „all in“ gegangen ist. Für alle, die es nicht wissen sollten: Dies bedeutet, dass ein Mitspieler seine kompletten verbliebenen Chips in den Pott setzt. Je nach Höhe des Stacks können dies auch schon einmal erhebliche Summen sein, die man selber dann bringen müsste, um die nächste Karte zu sehen bzw. um im Spiel zu bleiben. Bedenken Sie dabei auch immer, dass Ihr Gegner sein Ausscheiden aus dem Turnier riskiert, wenn er all in gegangen ist.
Oft erlebt man (vor allen Dingen beim Online-Poker) aber auch die Situation, dass ein Spieler direkt mit seinen Pocketcards, also preflop (vor dem Flop) all in geht. Es gibt durchaus Situationen, in denen dieses gerechtfertigt sein mag – in aller Regel ist es das jedoch – vor allen Dingen gerade mit guten Karten (!) – nicht.
Ein Beispiel:
Sie halten z.B. zwei Asse als Pocketcards – das beste Starterblatt überhaupt, welches Sie bekommen können. Es macht in dieser Situation nicht den geringsten Sinn, bereits vor dem Flop all in zu gehen, denn es ist ja Ihr Ziel, möglichst viele Chips Ihrer Gegner zu „erbeuten“. In aller Regel werden Ihre Mitspieler deren Blätter als Reaktion aber folden was bedeuten würde, Sie hätten (im besten Fall) außer dem Big Blind und dem Small Blind keine weiteren Chips bekommen. Nehmen wir weiter an, Sie hätten – statt direkt all in gegangen zu sein – erst einmal leicht erhöht (was durchaus in dieser Situation Sinn macht und eigentlich die korrekte Spielweise ist) und ein oder zwei Mitspieler gehen mit, also callen Ihre Erhöhung und im Flop kommt dann eine hohe Karte, wie z.B. ein König oder eine Dame. Die Möglichkeit, jetzt wirklich sehr viele Chips von Ihren Gegnern zu erhalten ist ungleich größer, als wären Sie bereits von dem Flop all in gegangen, denn Ihr Gegner wird nun im Glauben sein, mit z.B. zwei Königen das beste Blatt zu halten und wird ihr all in als Folge dann (zumindest eher) mitgehen.
Ich selber wurde vor kurzem bei einem Turnier Zeuge, als ein Mitspieler an einem Tisch, an dem ich saß, mit 2 Königen preflop sofort all in ging. Als Reaktion foldeten alle Gegner und er gewann insgesamt 300 Chips mit einem getätigten Einsatz von ca. 5000 Chips. Stolz präsentierte er danach seine zwei Könige. Von mir darauf angesprochen, warum er direkt all in gegangen wäre, bekam ich die Antwort „ja was hätte ich denn gemacht, wenn dann jemand zwei Asse nach dem Flop gehabt hätte?“. Die Antwort lies mir den Mund offen stehen.
Selbstverständlich wäre es möglich gewesen, dass im Flop ein As gekommen wäre allerdings hätte er sein Spiel dann immer noch darauf einstellen können (und müssen). Erinnern wir uns jedoch: wir sprechen hier um einen Gewinn in Höhe von lediglich 300 Chips, die als Folge auf sein all in entstand und die entgegengesetzte Möglichkeit, sich mit den zwei Königen einen wirklich großen Gewinn zu sichern.
Wäre übrigens tatsächlich jemand auf sein all in mitgegangen – er hätte fast sicher sein können, dass dieser Mitspieler in jedem Fall eine hohe Karte wie z.B. ein As oder sogar bereits ein Paar auf der Hand gehabt hätte. Genau diese Situation wollte der bewusste Spieler aber ja anscheinend mit seinem all in vermeiden bzw. dieser entgehen, was die ganze Sache schließlich sogar ad absurdum führt.
Sollten Sie also zwei gute Pocketcards erhalten, wie z.B. AA, AK, AQ, KK, QQ oder JJ oder ähnliche, vermeiden Sie es, direkt all in zu gehen. Erhöhen Sie leicht, etwa im Bereich des doppelten oder dreifachen Big Blinds und gehen Sie erst nach dem Flop (wenn es die Karten erlauben) all in. Sie werden langfristig erheblich mehr gewinnen, als wenn Sie aus welchen Beweggründen auch immer sofort alle Ihre Chips in den Pott werfen.
Ich möchte hier jedoch betonen, dass es durchaus auch Situationen geben kann, in denen eine andere Spielweise angebracht ist. Dieser Pokertipp soll lediglich die normalerweise beste Spielweise darstellen.
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